Dienstag, 29. Dezember 2009

Von Bankok nach Siem Riep

Gewarnt wurde ich ja von anderen Reisenden. Laut Reiseführer muss man mit einer Menge Ärger rechnen, wenn man für die Reise von Bankok nach Siem Riep ein privates Busunternehmen anheuert. Der Gedanke früh morgens nicht zum Busbahnhof pilgern zu müssen und der günstige Preis für die Reise waren allerdings zu verlockend. Also buchte ich die Busfahrt im Backpackerzentrum von Bankok und machte mich auf vieles - aber nicht ganz alles - gefasst.

Am Morgen ging es pünktlich los. Als nach zwei Stunden der Wegweiser in unsere Fahrtrichtung "Bankok 80 km" angab, beschlich mich schon ein eigenartiges Gefuehl. Mit dem öffentlichen Bus dauert die Reise auf der nun gut ausgebauten Strasse noch 7 Stunden. Die Privatunternehmen verlängern die Reise aber immer noch auf 12 Stunden. So sind sie sicher, dass wir fix und fertig nach Einbruch der Nacht in Siem Riep ankommen und in ihrem überteuerten Guest House bleiben, anstatt auf eigene Faust etwas Geeignetes zu suchen.

Nach vier Stunden fanden wir uns in einem einsamen, dem Busunternehmen angegliederten Restaurant wieder. Uns wurde gesagt, dass dies die letzte Essgelegenheit vor der Grenze sei. Wer aber Thailand kennt, weiss, dass es an stark frequentierten Orten immer etwas zum Essen gibt. An Grenzübergängen hat es bekanntermassen immer viele Leute. Uns wurden Anmeldeformulare für das Visum ausgehändigt. Dann sammelten sie die ausgefüllten Formulare mit den Pässen und 40 Fr. für die Visagebühr ein. Ich weigerte mich dies zu tun. Darauf wurde mir mitgeteilt, dass es zu lange dauern wird, das Visum an der Grenze selber zu beantragen. Ich würde dann den Bus auf der anderen Seite verpassen. Ausserdem wisse ich ja nicht, wie das Visum an der Grenze zu erhalten sei. Ich wusste jedoch, dass das Visum an der Grenze 20 Fr. kosten muss und blieb stur.

Nach eineinhalb Stunden Warterei - worauf wusste wohl niemand - fuhren wir weiter zum kambodschanischen Konsulat nahe der Grenze. Was sollte das nun wieder werden? Ich folgte dem Touristenfänger des Busunternehmens ins Konsulat, obwohl sie mich erst daran hindern wollten. Da sass nun der Touristenfänger an einem überdimensionalen Tisch und klebte fleissig Visumskleber in die Pässe, welche er dann abstempelte. Ansonsten war niemand anwesend.

Der Touristenfänger hatte beim Mittagessen die Pässe einer zweiten Gruppe eingesammelt. Diese war noch im Restaurant am Essen. Ich fragte den Helfer ganz unschuldig, ob es nicht möglich wäre, schon an die Grenze vorzufahren und seinen Chef von der zweiten Gruppe abholen zu lassen. So könnten die Leute, die sich ihr Visum selber besorgen wollen, schon einmal mit dem Prozedere an der Grenze beginnen. Mit einem falschen Lächeln im Gesicht sagte mir der Helfer, dass dies möglich sei, wir es aber nicht tun werden, weil der Touristenfänger sein Chef sei. Was soll das denn für eine Logik sein? Wahrscheinlich war ihre Geduld mit meiner Aufsässigkeit bald erschöpft. Mittlerweile hatte ich alle anderen Mitreisenden gewarnt. Die Anderen fingen an Fragen zu stellen und hatten nun auch die Reisehinweise im Buch gelesen. Für sie war die Falle aber schon zugeschnappt, weil sie die Pässe und das Geld schon übergeben hatten.
Endlich kamen wir zur Grenze. Ich kaufte mir etwas zum Essen und beeilte mich den thailändischen Ausreisestempel zu kriegen. Leider waren meine Reiseinformationen nicht ganz vollständig. Ich war dermassen erleichtert, den thailändischen Touristenfänger entkommen zu sein, dass ich bei den kambodschanischen Grenzpolitsten nicht genügend achtsam war. Dummerweise stand ich genau unter dem Schild "Visum 20 $". Somit konnte ich es nicht als Beweis heranziehen. Die Grenzpolizisten verlangten 900 Baht, was umgerechnet 30 Fr. waren und somit 10 Fr. zu viel. Ich beharrte auf den 20 Fr., aber halt nicht genug beharrlich. Ich händigte ihnen schlussendlich die 900 Baht aus. Die Korruption in Kambodscha ist allgegenwärtig.
Die Einreise in Kambodscha danach war einfach und dauerte nur wenige Minuten. Ich beendete die Einreiseformalitäten vor allen anderen Mitreisenden. Auf der anderen Seite der Grenze gab es Zubringerbusse für den Busbahnhof. Da erwartete mich schon wieder der Helfer des thailändischen Touristenfängers. "Was macht der denn hier?" dachte ich mir. Er befahl mir mit dem Shuttle schon vorauszufahren. Ich weigerte mich mit der Begründung, dass ich auf die Gruppe warte und mein Zigarette erst fertigrauchen wolle. Darauf fing er an, mich zu beschimpfen, anzuschreien und zu drohen, dass ich meine Berechtigung für die Weiterfahrt verlieren würde. Widerwillig stieg ich in den Bus. Am Busbahnhof verfrachtetete er mich kurzerhand in einen öffentlichen Bus. Ich wurde somit von der Tour geschmissen, weil sich das Geschäft mit mir nicht lohnte. Vielleicht sollte ich die Anderen auch nicht wissen lasen, um wie viel Geld sie beschissen wurden.

Später sah ich meine ehemaligen Mitreisenden in einem bequemen klimatisierten Minivan.In Siem Riep wurde ich ausserhalb der Stadt an der Strasse ausgesetzt, wo natürlich schon wieder Cutzende von gierigen Tuk-tuk-Fahrern warteten. Kurzerhand schulterte ich meinen Rucksack und lief die wohl 3 km bis zu meinem Guesthouse. Die Tuk-tuk-Fahrer hätten mich ja sowieso nicht mitgenommen, weil ich in kein Guest House gehen wollte, das ihnen Kommission bezahlen würde. Ich hatte mich ja schon mit Jenny verabredet. Wir wollten ein Zimmer teilen. Und was habe ich nun aus dieser Geschichte gelernt? Man kann sich viel Ärger ersparen, wenn man nicht zu faul ist zum öffentlichen Busbahnhof zu gehen.

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