Samstag, 22. November 2008

Reise nach Sikkim mit viel Unvorhergesehenem

Um 3.15 klingelt mein Wecker. Schlotternd auf dem Balkon stehend, sehe ich den vielen Neuschnee. Ich denke mir, das kann ja heiter werden, bis wir am Flughafen sind. Leider haben weder Daniela noch ihre Eltern mit einem Wintereinbruch gerechnet und somit die Winterpneus noch nicht montiert. Langsam aber stetig fahren wir in diesen frühen Morgenstunden Richtung Zürich und kommen innerhalb nützlicher Zeit auch da an.
Zuerst gab es beim Check-in Probleme mit Danielas Flugticket. Irgendwie wurde sie im Buchungssystem auf den 9-Uhr-Flug anstatt auf den 7-Uhr-Flug gebucht. Ihre Bestaetigung lautete aber auf den 7-Uhr-Flug. Nach dieser kurzen Aufregung und dem Umbuchen schien es dann doch noch mit dem Flug zu klappen. Leider verzoegerte sich schon das Boarding. Im Flugzeug kamen immer wieder Durchsagen, dass wir noch nicht abfliegen koennen, weil sie nicht mit dem Enteisen der Maschinen nachkommen. Endlich mit zweieinhalb Stunden Verspaetung koennen wir starten. Unser Anschlussflug in Bruessel war aber bis zu diesem Zeitpunkt jedoch schon weg, bevor wir in Zuerich ueberhaupt starten konnten.
In Bruessel fängt dann der wirkliche Ärger an. Es gibt keine Informationsschalter und niemand scheint uns weiter helfen zu koennen. Wir sollen in die Abflugshalle gehen, aber wie kommt man denn von der Ankunftshalle in die Abflugshalle? Ein Inder, der auch den Flug verpasst hat, leider kein Visum fuer die EU hat (und auch keines gewollt hat, da er nicht die Absicht hatte in Belgien zu stranden) schliesst sich uns an. Wir irren dreimal hin und her und muessen dann klein beigeben, weil wir nicht um die endlosen Schlangen bei der Immigration herumkommen. Wir haben auch noch das Vergnuegen in der Schlange fuer Nicht-EU-Buerger anstehen zu duerfen, wo die Kontrollen mit den Visen besonders lange dauern koennen. Wir ueben uns dann resigniert in Geduld. Wir entscheiden uns erst einmal um unsere Tickets zu kuemmern und das Gepaeck spaeter zu suchen. In der Abflughalle gehen wir direkt zum Jet Airways-Schalter. Die sagen und, dass wir zum Swiss-Schalter gehen muessen, das diese am verpassten Flug schuld seien. Die Belgier hinterlassen bei uns erst einmal einen unorganisierten und nicht sehr hilfsbereiten Eindruck.
Der Mann am Swiss-Schalter korrigiert diesen Eindruck aber schnell wieder. Er nimmt die Sache in die Hand und hat zwei Optionen im Aermel. Entweder wir fliegen zurueck nach Muenchen und nehmen am Nachmittag den Lufthansa-Flug nach Delhi oder wir warten einen Tag in Bruessel bis zum naechsten Jet Airways-Flug nach Delhi. Er braucht aber fuer die erste Option das Okay von Jet Airways. Der Inder kommt jetzt auch beim Schalter an, er wurde schlussendlich auf Schleichwegen in die Abflughalle eskortiert. Mittlerweile bekommen wir den Auftrag in der Ankunftshalle unser Gepaeck zu holen (oder vielleicht besser suchen?). Also zurueck in die Ankunftshalle, was wegen den Sicherheitsvorkehrungen und den schlangenstehenden Leuten nicht so einfach ist. Min ein paar netten Worten und einem Laechseln ueberzeugen wir die Matrone beim Eingang der Gepaeckausgabe. Wir finden das Gepaeck nicht, was auch schwierig ist, wenn man die Nadel im Heuhaufen suchen muss, denn unser Gepaeck sollte ja im Flugzeug nach Indien sein. Wir eroeffnen ein Dossier fuer verlorengegangenes Gepaeck. Beim Swiss-Schalter erfahren wir, dass wir einen Tag in Bruessel bleiben duerfen, da Jet-Airways unseren Flug nicht an die Lufthansa abtreten will. Wir werden im Sheraton gleich ueber die Strasse einquartiert und mit drei Mahlzeiten versorgt. Der Mann am Swiss-Schalter macht ein paar Telefonanrufe um herauszufinden, wo unser Gepaeck steht. Er bekommt dann die Auskunft, dass es bei einer anderen Gepaeckabwicklungs-Gesellschaft steht, naemlich derjenigen von Jet Airways und nicht derjenigen von Swiss. Da soll einer noch durchblicken! Also zurueck in die Ankunftshalle, mit einem Laecheln und einem Witz an der Matrone vom Sicherheitsdienst vorbei und zur Gepaeckabwicklungs-Gesellschaft. Der Typ da, will unser Gepaeck nicht gesehen haben. Ploetzlich sehen wir unsere Rucksaecke neben dem Foerderband im Gang stehen. Wir laden alles auf einen Trolley und gehen zur anderen Gepaeckabwicklungs-Gesellschaft um die Vermisstanzeige zu stornieren.
Im Hotel speisen wir erst einmal fuerstlich, erholen uns von dem ganzen Herumgerenne und der Anspannung. Danach verkuerze ich den Nachmittag im Fitnesscenter. Am Abend geniessen wir unser tolles Hotelzimmer und schlagen uns mit einem leckeren Steak den Bauch voll.
Am naechsten Morgen am Flughafen wundern wir uns aber einmal mehr, wie schlecht alles angeschrieben ist. Alles klappt eigentlich bis zu den Sicherheitskontrollen, da stehen wir aber einmal mehr in einer unendlich langen Schlangen. Danach muessen wir schon wieder auf unseren Flug rennen.
Ohne weiteren Pannen erreichen wir mitten in der Nacht Delhi. Leider gibt es die Zimmer am Flughafen nicht mehr und wir muessen ein Taxi in die Stadt nehmen, wo wir uns auskennen. Da ist schon die naechtliche Ruhe eingekehrt und wir nehmen fuer die naechsten paar Stunden das erst beste Gaestehaus um uns einwenig auf das Ohr zu legen. Es ist gewoehnungsbeduerftig, mit dem indischen Verstaendnis von Sauberkeit und dem Hundegebruell von der Strasse klarzukommen. Wenigstens koennen wir vier bis fuenf Stunden schlafen, bevor wir wieder zum Flughafen muessen. Am Morgen reicht die Zeit gerade noch fuer ein Sandwich und Kaffee, bevor uns ein Taxi abholt.
Am Flughafen wird uns klargemacht, dass wir am falschen Terminal sind und wir den Bus zum Terminal 2 nehmen muessen, das zirka 5 - 10 Minuten entfernt ist. Auf der Anzeigetafel in der Abflughalle steht fuer unseren Flug nach Bagdogra eine Abflugzeit in wenigen Minuten. Der naechste Adrenalinschub laesst gruessen!. Haette ich doch den Flug noch einmal von zu Hause aus ueberprueft! Als ein Angestellter vom Bodenpersonal sieht, wie verwirrt wir herumirren, checked er uns anstandslos und sehr freundlich an einem Nebenschalter ein. Irgendwie schaffen wir es fuer einmal, man staune, ziemlich schnell durch die Sicherheitskontrollen. Wartend in der Abfertigungshalle merken wir, dass sich auch dieser Abflug zu verzoegern scheint. Ploetzlich kommt der letzte Aufruf fuer unseren Flug. Gab es denn vorher schon Aufrufe zum Einsteigen? Zumindest haben wir sie nicht gehoert oder verstanden! Einmal mehr rennen wir um ein Flugzeug zu erwischen.
In Bagdogra koennen wir gleich unseren Helikopterflug nach Gangtok fuer umgerechnet 50 Fr. buchen. Das Gepaeck lassen wir stehen und wollen noch eine Zigarette rauchen und Kaffee trinken, da wir zwei Stunden Zeit haben. Mit der Zigarette ist es so eine Sache. DaZu muss ich das Gebaeude verlassen und zum wieder Reinkommen muss ich alle Ueberredungskuenste bemuehen. OffiZiell haben wir unser Gepaeck schon eingescheckt und dann duerften wir gar nicht mehr aus dem Flughafengebaeude raus, respektive wieder rein. Feuerzeug und Zuendhölzer sind auf indischen Fluegen auch verboten im Handgepaeck mitzufuehren. Wie wir spaeter haurausfinden, ist rauchen in Indien seit Anfang Oktober in Indien auf oeffentlichen Plaetzen und ueberall in den Gebaeuden verboten. Deshalb finde ich auch kaum jemanden, der mir Feuer geben kann. Der Mann von der Helikoptergesellschaft hilft uns schlussendlich wieder ins Gebaeude zu gelangen. Wir finden keinen Kaffee, aber dafuer einen guten Chai (Tee). Dann werden wir darauf aufmersam gemacht, dass wir uns sofort in die Schlange fuer die Sicherheitskontrollen anstellen sollen, da diese extrem lang sei. Tatsaechlich, wir warten um alle Ecken herum fuer mehr als eine Stunde bis wir in der Abflughalle stehen.
Inzwischen haben wir unser Zeitgefuehl verloren. Wir pendeln zwischen warten und rennen hin und her. Es erscheint uns, als haetten wir noch nie etwas anderes gemacht als von einem Ort zum anderen zu kommen.
Der halbstuendige Helikopterflueg von der indischen Tiefebene ueber die ersten Himalayaketten entschadigt uns fuer die Strapazen der letzten beiden Tagen. Als der Helikopter nach einer Aufwaermphase von fuenf bis zehn Minuten sich langsam abhebt, stockt mir im ersten Moment schon einwenig der Atem, denn das Gefaehrt wirkt schon ziemlich betagt. Es macht aber sonst keine Kapriolen und wir geniessen den Flug bei herrlichem Flugwetter. In Gangtok finden wir schnell ein Gaestehaus und nehmen ein verspaetetes Mittagessen ein. Endlich koennen wir uns nach drei Tagen zu Hause fuehlen und unser Sikkimabenteuer kann beginnen.
Finde nur ich fliegen inzwischen so muehsam oder wird es allgemein schwieriger. Kaum ein Flug scheint mehr ohne unvorhergesehene Zwischenfaelle auf Anhieb zu klappen. Nach meinen kuerzlich gemachten Erfahrungen kann ich mich offensichtlich nicht mehr darauf verlassen nach erhaltenem Flugplan an einem Ort anzukommen.

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