Mittwoch, 17. Dezember 2008

Toy Train (Spielzeugzug)

Darjeeling, am Fusse des Himalayas, wurde unter britischer Kolonie am Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem Erholungszentrum britische Soldaten. Vierzig Jahre später zählte die Stadt bereits 10 000 Einwohner (heute sind es ungefähr 200 000 Einwohner). Der Darjeeling-Tee gehört zu den besten und berühmtesten Tees der Welt.
Als wir am Bahnhof von Darjeeling ankommen, fühlen wir uns um hundert Jahre zurück versetzt. Die kleine Dampflokomotive wird bereits zünftig eingeheizt. Der Zug, der zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, umfasst nur zwei kleine Wagen. Der eine Wagen hat 16 Zweitklasslätze, der andere 12 Erstklassplätze. Es ist eine Schmalspureisenbahn und wirkt mehr wie ein Spielzeug als ein Personenzug. Andererseits muss die kleine Eisenbahn 2 000 Höhenmeter von Siliguri nach Darjeeling überwinden und ist folglich ziemlich leistungsfähig. Pünktlich um 10.15 ertönt das Signal zur Abfahrt indem durch den abgelassenen Druck ein scharfes Hupsignal erklingt. Wir stehen noch auf dem Perron und beobachten das geschäftige Treiben auf dem Bahnhof. Natürlich wurden wir wiederum von indischen Touristen gebeten für ein Urlaubsfoto mit ihnen zu posieren, das sie dann stolz ihren Angehörigen und Freunden zu Hause präsentieren können. Mittlerweile zögern wir nicht lange sondern gruppieren uns schön brav für das gewünschte Foto um die Familie, denn es braucht zu viel Energie immer wieder abzulehnen. Solange sie uns vorher fragen und das Foto nicht heimlich machen, was wir dann doch merken, finden wir es in Ordnung.
Dann geht die Fahrt los. Der Zug setzt sich so langsam in Bewegung, dass auch ich noch bei Fahrt auf den Zug aufspringen kann. Mit zirka 10 km/h fährt der Zug durch die Vororte von Darjeeling. Es kommt mir so vor, als ob wir durch die Wohnzimmer und Geschäfte der Anwohner fahren. Wo sonst Handel betrieben, geklatscht und gespielt wird, macht man ungefähr jede Stunde einmal Platz für den vorbeifahrenden Zug. Wir beobachten wie die Leute in Tempeln beten, ihre Kleider am Gemeinschaftsbrunnen waschen oder auf der Strasse Chai (Tee) trinken. Der Lokführer sitzt vorne auf der Lok und lässt die Beine lässig baumeln. Bei dieser Geschwindigkeit bleibt Musse genug, die vorbeiziehende Landschaft und das Geschäftstreiben zu beobachten. Immer wieder springen Schuljungs und andere junge Männer auf und ab, um sich den Fussweg zu sparen. Drei Stunden später und 30 Kilometer südlich von Darjeeling erreichen wir Kursoeng, ebenfalls eine geschäftige Kleinstadt mit einem nostalgisch anmutenden Bahnhof. Da machen wir erstmals eine Pause und suchen uns eine Unterkunft.

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